Das Weihnachtsfest der Tiere
Von Ronny Franz
Aus dem Fenster des alten Bahnwärterhäuschens drang der Schein einer einzelnen Kerze in die kalte, dunkle Nacht hinaus. Der Bahnwärter (Ich nenne ihn hier so, auch wenn es diesen Beruf nicht mehr gibt), hatte sie ins Fenster gestellt. Denn es war Weihnacht.
Er schlief in seiner bescheiden eingerichteten Behausung - und träumte:
Vom Weihnachtsfest der Tiere.
Die Vögel kamen am Weihnachtsmorgen, hungrig und frierend heran und jubelten, als sie Futter fanden, das jemend für sie dargeboten hatte. Das Eichhörnchen bekam eine Walnuss und die kleine Maus eine Hasel.
In der Kirche predigte der Pfarrer nicht davon, wie Gott Fleisch wurde. Erpredigte davon, wie Jesua ben Joseph, der Sohn Josephs, - der große Lehrer, in einem Stall geboren wurde.
In einem Stall, umgeben von Tieren.
Es war ein warmer Stall in einer kalten Nacht. Gewärmt von Kuh, Schaf, Ziege, Esel und Hase.
Und jedes Tier im Stall spürte um die Ankunft des neuen Lebens und fühlte Freude und Trost in seinem Herzen. Jesus kam in der Geborgenheit der Tiere zur Welt.
So predigte der Pfarrer.
Jesus wurde behütet von den Tieren.
Und die Tiere draußen in der kalten Nacht - wurden ebenfalls behütet? Von den Hirten. Es waren die BEHÜTER der Tiere, zu denen Gott seinen Engel schickte, um zu künden von Jesu Geburt. Und den Hütern der Tiere schien ein Stern - ganz hell.
Menschen und Tiere waren Brüder in jener Nacht.
So predigte der Pfarer.
Und so fühlten die Menschen in der Kirche ein ihnen kaum bekanntes Gefühl: Verbundenheit mit den Tieren, Pflanzen und der ganzen Schöpfung - Gottes.
Es war das Gefühl jener Nacht. Demut vor der Schöpfung. Einheit.
Und in diesem Geiste gingen die Menschen hinaus aus der Kirche..
Wahrhaftig, an diesem Tage war die Kirche ein Haus Gottes!
Und der Jäger schoss keine Tiere mehr.
Der Metzger legte sein Handwerk nieder, denn er konnte die Geschöpfe, die das Jesuskind wärmten, nicht mehr töten und zerteilen.
Der Bauer gab seinem Vieh eine Extraportion vom besten Heu.
Im nächsten Jahr pflanzte er Bäume und Sträucher auf die riesigen kahlen Weiden. Und all die anderen Menschen halfen mit.
Tränen der Reue wurden vergossen und es waren Freudentränen und sie machten das Land fruchtbar. Und die Bäume und Sträucher wuchsen – für die Vögel und die Hasen als Windschutz und Unterschlupf. Und um Walnüsse und Haselnüsse zu ernten und Obst und Gemüse baute der Bauer an und es gab genug von allem.
Die Feldhasen kehrten zurück und die Vögel kehrten zurück und all die vom Aussterben bedrohten Tierarten fanden wieder Zuflucht und neue Heimat.
Das Eichhörnchen bekam eine Walnuss und die kleine Maus eine Hasel.
Und die Vögel hatten Vogelbeeren und der Boden bekam Vogeldung und die Regenwürmer freuten sich des Laubes, welches die Bäume verloren, genau wie die Igel, die sich wieder im Gebüsch verstecken konnten und im Laub ihr Winterquartier hielten.
Das Leben kehrte zurück
und der Geist der Natur.
Gott zog wieder ein in die Herzen.
Und es war ein Frieden und Glück und Natürlichkeit in der Welt.
Die Kerze leuchtete hell im Fenster des kleinen Bahwärterhäuschens.
Es war ein schöner Traum, den der einsame Bahnwärter träumte,
vom Weihnachtsfest der Tiere :-)
Hunderte Millionen Lichter leuchteten an diesem Abend in den Häusern der Menschen. Unzählige strömten in die Kirchen.
Doch die Pfarrer redeten nicht von der Einheit der Schöpfung.
Sie predigten vom Sohn Gottes, dem Herrn ?, der Ankunft eines neuen Königs, des Heilandes. „Gott ward Fleisch“ und „Gott gab seinen eigenen Sohn.“
Lieder wurden gesungen.
Die besten Wünsche einander weitergegeben.
Und ein großes Fest gehalten.
Millionen Enten, Gänse, Hasen, Kühe, Puten, Schweine eingesperrt und gemästet unter unwürdigsten Bedingungen wurden dahingemetzelt für dieses große Fest:
Weih-Nacht
- als die Menschen vergaßen, wer sie waren, als sie vergaßen, was die Lehre Jesu war und wer ihn wärmte bei seiner Geburt.
Millionen Küken wurden wieder vergast im neuen Jahr, nur weil sie das falsche Geschlecht hatten, Kühe vergewaltigt und permanent geschwängert, damit sie ununterbrochen Milch geben, Rehe, Hirsche und Wildschweine geschossen, Igel und Katzen überfahren, neue Millionen Tiere gemästet, eingesperrt, gequält,
Bäume abgeschlagen, weil sich Menschen am Laub störten.
Bäume abgeschlagen…
Zu Millionen stellten sich die Menschen Weihnachts?- Bäume in die Wohnungen, extra gezüchtet von riesigen Monokultur-Plantagen, mit Pestiziden vergiftet, damit kein Gras dazwischen wächst. Keine Maus, kein Eichhörnchen findet hier mehr eine Nuss, noch ein Vogel einen Wurm, geschweige denn kann er noch sein Nest bauen.
Es war das Weihnachtsfest der Tiere!!!
Zu Millionen landeten sie auf den Tischen der von „Kitsch-“begeisterten Menschen (Krönung der Schöpfung?), die sich noch so großen technischen „Mist“ kauften, das neueste Smartphone, noch ein größeres und schnelleres Auto, die alles unter Beton und Asphalt begruben, die ganze Natur, deren Felder immer größer und kahler wurden. Kein Platz mehr für die Schöpfung. Die ihre Häuser mit tausenden Lampen schmückten, jedes Jahr mehr, um die Nacht zu erhellen,
um zu leuchten,
denn die Nacht war dunkel,
und kalt!
Und all die vielen, vielen Lichter konnten die Herzen nicht erhellen -
nicht die der meisten Menschen ?
Nicht die der Tiere!
Und nicht die Gottes.
Und Jesus sah traurig auf die Menschheit herab, die nicht verstand. Die um ihn einen riesigen Personenkult aufgebaut hatte und die Schöpfung mordete. Zum Feste seiner Geburt ?!
Es kümmerte Jesus sehr.
Brach er nicht das ---Brot--- zum Abendmahl? Oder zerteilte er eine Gans?
Lehrte er nicht, dass ein jeder in seinem stillen Kämmerlein beten sollte? Oder dass man zu Tausenden in die Kirche strömt?
Lebte er nicht Bescheidenheit vor? Liebte er nicht die Tiere und die Pflanzen, die Schöpfung seines Vaters?
Aus dem Fenster des alten Bahnwärterhauses drang der Schein einer einzelnen Kerze in die kalte, dunkle Nacht.
Der Bahnwärter schlief tief und fest -
und träumte einen wunderschönen Traum. :-)
Er hatte die Kerze wie jedes Jahr ins Fenster gestellt, denn es war Weihnacht.
Was die Menschen, die vorbei kamen, nicht ahnen konnten:
Es war eine Trauerkerze.
Denn auch in diesem Jahr war nocht nicht
das Weihnachtsfest der Tiere.
(gerne Eure Meinung zu diesem Thema an : ronny at natur-reich.de)
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